Filmen in Zeitlupe mit der Nikon Z6III: Eine Anleitung für Fortgeschrittene

Das Thema muss stimmen

„Nicht alles sieht in Zeitlupe cool aus“, warnt Valentin, der zusammen mit Roman die Slow-Motion-Fähigkeiten der Nikon Z6III bei besonders dynamischen Szenen getestet hat. „Für Slow-Mo-Aufnahmen ist es wichtig, sich auf Details oder schnelle Bewegungen zu konzentrieren – etwa Wasserspritzer, fliegender Schnee, Stoff im Wind oder ein Sportler in der Luft. Vor allem solltet ihr vor dem Dreh eine grobe Vorstellung davon haben, was genau ihr einfangen möchtet. Ihr müsst die Blickwinkel und das Motiv kennen, und wissen, wie sie in eure Geschichte passen. Slow Motion kann episch wirken – aber ohne eine klare Richtung entstehen schnell Clips, die nicht zusammenpassen.“

„Wir arbeiten in der Regel mit einer Liste oder einem Storyboard, insbesondere bei kommerziellen Videos“, fügt Roman hinzu. „Ein Storyboard sorgt für eine klare Vision und stellt sicher, dass alles auf das Projektziel ausgerichtet ist. Eine einfache Liste hilft dabei, organisiert und effizient zu bleiben. Bei persönlichen Projekten arbeiten wir oft nur mit einer Liste statt mit einem detaillierten Storyboard. Das lässt uns mehr kreative Flexibilität und Spontaneität. Für Slow-Motion-Sequenzen mit Menschen planen wir die Clips im Voraus, um bestimmte Bewegungen gezielt einzufangen. Bei Wildtieren ist Vorplanung jedoch oft unmöglich – hier ist es entscheidend, sich schnell an die Szene anzupassen und spontane Momente gekonnt einzufangen.

Die richtige Ausrüstung

Eine der dramatischsten Szenen des Videos zeigt Roman bei einem Rückwärtssalto, aufgenommen mit dem NIKKOR 20mm f/1.8 S. „Dieses Objektiv ist ideal für Action-Szenen, bei denen man näher an das Motiv herankommen muss“, sagt Valentin, der die Szene um den Faktor 4 verlangsamt hat. „Es ist perfekt für Zeitlupenaufnahmen, da es atemberaubende Details der Bewegung sichtbar macht, die in Echtzeit kaum zu erkennen sind.“

Eine weitere Szene zeigt einen Vogel, der auf einem Baumwipfel sitzt. Die Aufnahme wurde auf die halbe Geschwindigkeit verlangsamt und mit dem NIKKOR Z 28-400mm f/4-8 gefilmt. „Hier wollten wir die Flügelschläge des Vogels verlangsamen, um einen visuell ansprechenden Effekt zu erzeugen“, erklärt Roman. „Die Zeitlupe war die perfekte Wahl für diese Szene.“

Auch eine Teichszene wurde mit dem ultrakompakten Supertele-Zoomobjektiv aufgenommen. Dabei entstanden zwei Clips, die beide vierfach verlangsamt wurden. „Eine Szene zeigt Regentropfen, die andere zeigt einen Schuh, der ins Wasser platscht", erklärt Roman. „Die filigranen und zarten Bewegungen des Wassers machen es zu einem außergewöhnlichen Motiv für Slow-Motion-Aufnahmen.“

Twintheworld nutzte zudem die High-Resolution-Zoom-Funktion der Z6III, um ihre Landschaftsaufnahmen mit einem stilistischen Effekt zu versehen. „Diese Technik setzen wir oft bei statischen Szenen ein – wir können bis zu 25 Prozent in das 4K-Filmmaterial zoomen, ohne die Bildqualität zu beeinträchtigen“, erklärt Valentin. „Das zeigt die außergewöhnliche Schärfe, die wir mit Festbrennweiten und der 4K-Auflösung erzielen – und ermöglicht maximale Flexibilität, ohne Details zu verlieren.“

Zeitlupentechniken

„Beim Filmen in Zeitlupe ist es entscheidend, sich auf sich schnell bewegende Motive zu konzentrieren“, erklärt Roman. Er empfiehlt, das Motiv zentral im Bild zu platzieren, damit Bewegungen natürlicher wirken. „Wenn das Motiv den größten Teil des Bildausschnitts einnimmt, wird seine Bedeutung hervorgehoben und die Feinheit des Geschehens betont.“

Valentin fügt hinzu, dass subtile Kamerabewegungen in Slow-Motion für eine dynamischere und lebendigere Bildwirkung sorgen. „Das ist ein grundlegendes Prinzip im Filmemachen, das in Zeitlupe besonders wichtig ist. Leicht schnellere Kamerabewegungen im Vergleich zur verlangsamten Aktion verstärken die gewünschte visuelle Wirkung und verhindern, dass die Aufnahme statisch oder flach wirkt.“

Bei der Zusammenstellung der Bildausschnitte lobten die beiden den voll beweglichen Touchscreen der Z6III – ein großer Vorteil bei Videoaufnahmen. Roman ergänzt: „Es ermöglichte uns, Szenen in steilen Winkeln nah am Boden zu filmen, ohne einen externen Monitor oder kniende Positionen einnehmen zu müssen.“ Außerdem bietet das nach innen klappbare Display zusätzlichen Schutz.“

Auswählen der Einstellungen

„Filmt immer mit der höchsten Bildrate, die eure Kamera unterstützt. Dadurch bleibt die Bewegung besonders flüssig, wenn du das Material verlangsamst. Außerdem habt ihr so mehr Spielraum bei der Bearbeitung“, sagt Roman, der von der Fähigkeit der Z6III beeindruckt war, in 4K bei 120 Bildern pro Sekunde in 8 Bit zu filmen. „Wir haben die meisten Szenen im gesamten Video in 4K mit 50 Bildern pro Sekunde und 10 Bit gefilmt. So hatten wir die Möglichkeit, eine zweifache Zeitlupe zu erzeugen. Für die vierfache Zeitlupe haben wir in 4K mit 120 Bildern pro Sekunde bei 8 Bit gefilmt“

Um die Zeitlupeneinstellungen zu wählen, navigiert man in den Videoeinstellungen zur gewünschten Bildgröße und Bildrate. Die Video-Dateitypen werden mit 12, 10 oder 8 Bit angeboten. „Die Wahl der Bildrate und Auflösung hängt letztlich vom Motiv und der gewünschten Ästhetik ab“, erklärt Valentin. „Für schnelle Bewegungen wie den Rückwärtssalto setzen wir 4K mit 120 Bildern pro Sekunde ein, um eine flüssige vierfache Zeitlupe zu erhalten und die athletische Dynamik perfekt einzufangen.“ „Für statischere, detailliertere Szenen wie den Vogel haben wir in 4K 50 Bilder pro Sekunde mit 10 Bit verwendet. Das war ideal, um feine Strukturen und die Lichtverhältnisse zu erhalten. Auch die Szenen mit Wasser profitierten von 4K mit 120 Bildern pro Sekunde, um die schnellen und feinen Bewegungen zu betonen. Beim Filmen in Zeitlupe ist es wichtig, die Einstellungen so zu wählen, dass die einzigartigen Eigenschaften des Motivs wirklich zur Geltung kommen.“

Support erhalten

Zeitlupen verzeihen keine verwackelten Aufnahmen. Deshalb verwenden die beiden oft einen Gimbal. Aber nicht für diese Challenge. „Dank Bildstabilisator konnten wir die Zeitlupensequenzen komplett aus der Hand filmen – selbst mit dem 28-400mm“, sagt Roman. „Die kamerainterne Stabilisierung hat uns geholfen, die Weitwinkelaufnahme des Rückwärtssaltos mit dem NIKKOR Z 20mm f/1.8 S zuverlässig aufzunehmen. Die Bildstabilisation leistete bei allen Aufnahmen so gute Arbeit, dass wir kein Gimbal benötigten – alles wurde aus der Hand mit einem Kamerakäfig gefilmt.“

In der Postproduktion

Auch wenn man in der Nachbearbeitung vieles korrigieren kann, raten die beiden Videofilmer, bereits in der Kamera so viel wie möglich richtig zu machen. „Hohe Bildraten lassen weniger Licht auf den Sensor fallen. Deshalb sollte man unter guten Lichtverhältnissen filmen oder die Beleuchtung anpassen, um Unterbelichtung zu vermeiden“, sagt Valentin. „Zusätzlich hatten wir dank der 10-Bit-Aufzeichnung die Möglichkeit, den Weißabgleich in der Nachbearbeitung anzupassen. Doch die standardmäßige Weißabgleichseinstellung der Kamera war äußerst zuverlässig und musste oft gar nicht korrigiert werden.

Das Geheimnis für geschmeidige Slow-Motion-Aufnahmen liegt darin, die Bildwiederholrate stabil zu halten, um den natürlichen Fluss nicht zu unterbrechen. Wer mit 120 Bildern pro Sekunde oder mehr gefilmt hat, kann die Geschwindigkeit um das Vierfache verlangsamen, ohne Ruckler zu riskieren. Die Bildrate sollte aber nicht unter 24 Bilder pro Sekunde sinken, da das Filmmaterial sonst unruhig und stockend wirkt.

Bei der Auswahl von Musik für Zeitlupenaufnahmen kommt es laut Roman darauf an, dass sie zur Stimmung des Videos passt. „Bei Actionszenen setzen wir auf energiegeladene, aufregende Musik. Für Naturaufnahmen wählen wir eher atmosphärische, stimmungsvolle Stücke – dramatisch, aber nicht übertrieben. Das Ziel ist, dass sich die Musik harmonisch mit den Bildern verbindet und das Publikum ins Geschehen zieht, ohne sich in den Vordergrund zu drängen.“