Nikon-Fotograf bekam einen fast ausgestorbenen Vogel vor die Linse

Tom VierusNatur und Tiere10 Jän. 20258 Minuten Lesezeit
Tom Vierus

Naturschützer und Storyteller Tom Vierus über seine bisher herausragendste Aufnahme

Im März 2024 wurde der Name Tom Vierus in den Geschichtsbüchern verewigt. Mit seiner Nikon Z8 und dem NIKKOR Z 800mm f/6.3 VR S fotografierte er den Neubritannienhabicht, einen seltenen Raubvogel, den viele für ausgestorben hielten. Es passierte während einer Erkundungstour mit dem WWF und einheimischen Führern in Pomio, Papua-Neuguinea – einem Gebiet mit reichem, dichtem Regenwald, das seit Jahrtausenden weitgehend unberührt ist.

„Ich stand auf einem schmalen Pfad, der von großen Bäumen umgeben war. Ich wurde auf eine schnelle Bewegung aufmerksam“, erinnert sich der preisgekrönte Fotograf, Filmschaffende und Meeresbiologe. „Ich zielte in die Richtung und suchte die Gegend ab. Da saß der Habicht: weit entfernt, aber durch den Sucher deutlich sichtbar. Ein paar schnelle Bilder und er flog davon!“

Ornitholog:innen bezeichneten das Foto schnell als äußerst bedeutsam, da die letzte dokumentierte wissenschaftliche Aufnahme des Vogels aus dem Jahr 1969 stammt. „Als ich die Bedeutung des Fotos erkannte, war ich sprachlos!“ erzählt Tom.

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Conservation Photography

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Der Neubritannienhabicht ist sehr selten und kommt nur im Hinterland vor – das bestätigen auch die lokalen Experten. Toms Entdeckung unterstreicht das Naturschutzpotenzial des Gebiets und er hofft, dass seine Arbeit so positiv zur Biodiversität beiträgt. ©Tom Vierus

Als Mitglied der International League of Conservation Photographers und der Ocean Artists Society ist Tom ein Storyteller für den Naturschutz. Er dokumentiert Umweltgeschichten über und unter Wasser für prominente Organisationen wie den WWF, WCS und die UNO. Er erklärt, wie er seine Nikon Z8 im Serienbildmodus mit 20 Bildern pro Sekunde einsetzt und dabei den Autofokus mit Motivwahrnehmung für Vögel und einen großen Fokusbereich aktiviert hat.

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Orangefarbene Taube auf den Fidschi-Inseln. „Das NIKKOR Z 800mm f/6.3 VR S ist ein beeindruckendes Objektiv. Mit einer so langen Brennweite kommt man ganz nah an das Motiv heran. Man kann das Objektiv sogar noch mit Telekonvertern kombinieren, um noch näher heranzukommen.“ ©Tom Vierus

„Ich bin in erster Linie mit einem fotojournalistischen Ansatz unterwegs und dokumentiere, was in einem bestimmten Moment passiert“, erklärt Tom. „Für den Neubritannienhabicht stand mein Verschluss auf 1/1000 s, die Blende auf f/7.1 und die ISO-Empfindlichkeit auf 560. Der Weißabgleich war auf Automatik gestellt. Ich fotografiere immer im RAW-Format, um so viele Details wie möglich zu erhalten, damit ich sie bei der Bearbeitung leicht anpassen kann. Normalerweise schneide ich meine Bilder nicht oft zu. Aber die Z8 ist eine beeindruckende Kamera, die mir dank ihres großen Sensors bei Bedarf diese Möglichkeit bietet. Das Habichtbild musste stark beschnitten werden, da der Vogel selbst mit dem 800 mm sehr weit weg war. Dank der Z8 war das möglich, ohne dass das Bild an Qualität verlor.“

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Papuahornvogel in Papua-Neuguinea. „Bei der Vogelfotografie geht es immer um das Gleichgewicht zwischen dem verfügbaren Licht, der Bewegung des Vogels und der Höhe der ISO-Empfindlichkeit“, sagt Tom. ©Tom Vierus

Tom, der auf den Fidschi-Inseln lebt, aber ursprünglich aus Deutschland stammt, gibt freimütig zu, dass er ein „begeisterter Vogelbeobachter“ ist und gibt folgenden Rat.

Verwendet ein leichtes Teleobjektiv mit gutem Bildstabilisator

„Vögel sind schwer zu entdecken, wenn sie nicht singen oder sich zwischen den Ästen bewegen. Sucht also die Baumkronen durch den Sucher nach Bewegungen, ungewöhnlichen Formen oder Farben ab und verwendet das größte Teleobjektiv, das ihr in die Finger bekommt. Denn mit einer größeren Brennweite kommt ihr näher an die Vögel heran. Dafür liebe ich das NIKKOR Z 800mm f/6.3 VR S. Und ich bin sehr dankbar für den fantastischen Bildstabilisator, der es mir ermöglicht, Videos aus der Hand aufzunehmen und mit viel kürzeren Belichtungszeiten zu fotografieren. Der Autofokus ist schnell, die Bildqualität ist hervorragend und ich liebe die Tatsache, dass sie vergleichsweise leicht ist, da ich schon so viel Ausrüstung habe. Ich bin dankbar für jedes Kilo, das ich einsparen kann!“

AF-Motivwahrnehmung > Vögel

„Ich verwende meistens die AF-Motivwahrnehmungsoption für Vögel in Verbindung mit der automatischen Messfeldsteuerung oder dem großen Messfeld der Z8. Ich war begeistert, als Nikon die Motivwahrnehmung für Vögel ankündigte – das macht für Vogelfans einen großen Unterschied! Diese Funktion hat meine Erfolgsquote erheblich erhöht! Außerdem habe ich meine FN1-Taste so programmiert, dass sie auf 3D-Tracking umschaltet. Ich wechsle oft zwischen diesen beiden Modi, während ich den Vogel durch meinen Sucher ansehe.“

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Braune Kuckuckstaube in Papua-Neuguinea. „Ich fotografiere immer manuell. Ich fotografiere schon über die Hälfte meines Lebens und habe viele Fehler gemacht, aus denen ich letztendlich gelernt habe.“ ©Tom Vierus
Komposition ist entscheidend

„Ich achte darauf, dass ich mindestens ein Foto aus der Nähe mache, das die Details der jeweiligen Art zeigt. Und ein weiteres, um das Tier in seiner Umgebung zu zeigen und den Kontext zu verdeutlichen. Die Drittel-Regel ist immer eine gute Idee: Platziert euer Motiv etwas links oder rechts von der Mitte des Bildes, je nachdem, wohin der Vogel schaut. Der Vogel sollte nicht aus dem Bildausschnitt schauen. Wenn der Vogel also nach rechts schaut, sollte er links von der Mitte platziert werden und in Richtung des leeren Raums blicken, nicht umgekehrt.“

Mit Bokeh arbeiten

„Mit einer langen Brennweite wie dem 800 mm kann man wunderbare Bokeh-Effekte erzielen, indem man eine Komposition findet, bei der Blätter oder Äste im Vordergrund sind. Wenn genug Abstand zwischen dem Vogel und dem Laub ist, kann ein schöner, natürlicher und weicher Bildausschnitt gelingen.“

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Weißkopfkuckuck in Papua-Neuguinea. ©Tom Vierus
Belichtungszeit vorteilhaft einsetzen

„Bei allen Wildtieren sollte die Belichtungszeit relativ hoch sein, um Bewegungsunschärfe zu vermeiden. Es gibt zwar Ausnahmen von dieser Regel, aber im Allgemeinen ist die folgende Regel eine gute Idee: Die Belichtungszeit sollte mindestens doppelt so lang sein wie der Kehrwert der Brennweite eures Objektivs. Mit 20 Bildern pro Sekunde lassen sich auch seltene Verhaltensweisen einfangen. Aber Vorsicht – das werden jede Menge Bilder!"

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Ein Sahul-Sonnenvogel frisst Nektar auf einer äußeren Insel in Papua-Neuguinea. ©Tom Vierus

Das Wissen über Vögel auffrischen

„Manche Arten sind nur einen kurzen Moment zu sehen, bevor sie wieder verschwinden, aber andere kehren zu genau demselben Zweig zurück. Dieses Wissen kann in der Praxis durchaus den Unterschied ausmachen. Auch wenn man sich nicht vorher über eine Tierart informieren kann, lohnt es sich immer, das Verhalten der Tiere eine Weile zu beobachten und sich darauf einzustellen. Geduldig sein. Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie viele Stunden ich schon erfolglos in der Wildnis nach Vögeln oder anderen Tieren gesucht habe! Es ist wichtig, nicht aufzugeben.“

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„Dieser bedrohte Vogel ernährt sich von bestimmten Ästen im dichten Regenwald auf den Fidschi-Inseln. Wenn man weiß, wann bestimmte Arten am aktivsten sind und welche Verhaltensweisen wahrscheinlich sind (z. B. das Fressen einer bestimmten Baum- oder Strauchart), kann man bessere Fotos machen.“ ©Tom Vierus
Mit Alltagsvögeln üben

„Bevor ihr ins Feld geht, solltet ihr so viel wie möglich üben und euch mit der Ausrüstung vertraut machen. Denn oft bleibt nur sehr wenig Zeit, um ein Bild zu machen. Fotografiert zunächst gewöhnliche Vögel wie Tauben und Spatzen, da sie eher an Menschen gewöhnt sind. Während ihr durch den Sucher schaut, könnt ihr ihren Bewegungen folgen und lernen, wie man den manuellen Fokus verwendet. Ich verwende zwar den Autofokus mit Vogelverfolgung, aber wenn zu viele Äste oder Blätter die Sicht behindern, schalte ich auf manuellen Fokus um.“

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Halsbandlori auf den Fidschi-Inseln. ©Tom Vierus
Vorbereitung

„Auf Expeditionen wie dieser muss ich auf alles gefasst sein. Die Arbeit in den Tropen bei extremer Hitze, Bootsfahrten mit viel Salzwasser, Gewittern und extrem hoher Luftfeuchtigkeit ist sehr hart für die Ausrüstung und manchmal auch für den Geist. Die Z8 ist eine beeindruckende Kamera. Mit ihrem großen Sensor, Serienbildraten von bis zu 20 Bildern pro Sekunde (ideal für die Tierfotografie, einschließlich Vögel), herausragenden Videofunktionen, einem starken Autofokus und Abdichtung gegen Witterungseinflüsse ist sie die perfekte Wahl. Ich bin sehr beeindruckt von der Strapazierfähigkeit der neuen Nikon Z-Serie und kann aus voller Überzeugung sagen, dass ich die Ausrüstung einigen extremen Tests unterzogen habe. Sei es im Regenwald in Papua-Neuguinea, auf Booten bei extremen Wetterbedingungen auf den Salomon-Inseln oder beim Fotografieren bei sintflutartigen Regenfällen auf den Fidschis. Bis jetzt … keine Probleme!“

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Gelb getönte Kaisertauben in Papua-Neuguinea. ©Tom Vierus
Der frühe Vogel …

„Bei der Vogelfotografie und auch anderen Tieren ist es wichtig, früh aufzustehen. Tagsüber könnt ihr zwar auch viele Tiere fotografieren, aber frühmorgens ist die Wahrscheinlichkeit oft viel größer. Die meisten Tiere sind dann aktiver und leichter zu entdecken und zu fotografieren.“

Tom Vierus' Kameratasche:

Zwei Nikon Z8 (eine immer mit dem NIKKOR Z 800mm f/6.3 VR S, die andere entweder mit dem NIKKOR Z 14-30mm f/4 S oder dem NIKKOR Z 50mm f/1.2 S), NIKKOR Z 105mm f/2.8 VR S, NIKKOR Z 70-200mm f/2.8 VR S, NIKKOR Z 24-120mm f/4 S, NIKKOR Z 100-400 f/4.5-5.6 VR S, Z TC-2.0x und Z TC-1.4x, Aquatica Unterwassergehäuse für die Nikon Z8, Kraken-Lichter und Stroboskope, zwei Stative und Gimbals.

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